Freitag, 21. Juni 2013

Projekt mit vollem Erfolg

INTEGRATION: Projekt für interkulturelle Vermittlung gewinnt an Bedeutung / Nachfrage nach Beratung mehr als verdreifacht

Berührungsängste lassen nach

Die interkulturelle Arbeit von PfiVV bewährt sich: Davon sind (v.l.) Sylvia Albrecht vom Sozialamt,
Bürgermeister Matthias Baaß, Dr. Brigitta Eckert, pädagogische Leiterin des Vereins Lernmobil,
Vermittlerin Ayten Salikutluk und Projektleiterin Larysa Kay-Kulakowski überzeugt.

©  fds

VIERNHEIM. "Es bereitet mir viel Freude, mich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen und durch meine Arbeit etwas über diese Kulturen zu lernen", berichtet Ayten Salikutluk. Bei einer Pressekonferenz informierten Bürgermeister Matthias Baaß, Vertreterinnen des Vereins "Lernmobil" sowie zwei Vermittlerinnen über den Fortgang des Projekts für interkulturelle Vermittlung in Viernheim (PfiVV).

Viele Migranten suchen nach ihrem Zuzug zunächst nach Orientierung. Dabei können Probleme beim Erlernen der deutschen Sprache ebenso wie Unsicherheit im richtigen Umgang mit den Behörden auftreten. Im Jahr 2007 rief daher das "Lernmobil" eine Initiative ins Leben, das Neubürgern die Integration in den deutschen Alltag erleichtern und gleichermaßen Berührungsängste reduzieren soll. In Kooperation mit der Stadt Viernheim bildete der Verein Frauen zu interkulturellen Vermittlerinnen aus, die nun ehrenamtlich den Dialog zwischen Verwaltung und Bürgern fördern.

Lösung von Konflikten

Ayten Salikutluk ist eine dieser ehrenamtlich tätigen Vermittlerinnen. Die Türkin begleitete das Projekt von Beginn an und sprach vor der einjährigen Ausbildung mit Mitarbeitern des Lernmobils auch ihre persönlichen Ängste an, die sie aufgrund der großen Verantwortung empfunden habe. Während der insgesamt zehn Module lernte Salikutluk aber dann, Konfliktsituationen nüchtern zu begegnen und somit zur Lösung von Problemen beizutragen. Die Vermittlerin arbeitet im Rathaus, das für Migranten aktuell die wichtigste Anlaufstelle bei Problemen des Alltags darstellt.

Nach dreijähriger Überprüfungsphase stellten die Mitarbeiter von PfiVV fest, dass sich die Kundenzahl zwischen 2010 und 2012 von 103 auf 358 mehr als verdreifacht hat. Daraus ließ sich ein zunehmender Bedarf nach individueller Betreuung ableiten. Darüber hinaus entstand bei den Vermittlerinnen der Eindruck, dass das vielseitige Beratungsangebot für Neubürger in Viernheim mehr und mehr im öffentlichen Bewusstsein verankert ist.

Die alltägliche Arbeit der interkulturellen Vermittlerinnen umfasst viele verschiedene Bereiche: Hilfe bei gesundheitlichen Problemen, die Anmeldung zu Sprachkursen, das Übersetzen von Briefen öffentlicher Ämter und Ausländerbehörden sowie die Kontaktsuche in Vereinen und sonstigen Gruppen. Die Kunden des PfiVV-Projekts seien den Beraterinnen dabei für die persönliche Beratung besonders dankbar, da sie in Zeiten der elektronischen Kommunikation nicht mehr selbstverständlich sei.

Das städtische Sozialamt begrüßt die Entwicklung des Projekts ebenso wie Bürgermeister Matthias Baaß: "Das PfiVV-Projekt ist in unserer Stadt endgültig angekommen und wird sehr dankbar von den Neubürgern angenommen. Die interkulturellen Vermittlerinnen verwandeln unser Rathaus in das Willkommensschild der Stadt." Geplant ist nun eine Ausdehnung der Beratungszeiten, um die konstant steigende Nachfrage decken zu können.

Von Felix Disson (Südhessen Morgen)

© Südhessen Morgen, Donnerstag, 20.06.2013